In einem Kaffeehaus in Indien saßen Menschen aus aller Welt zusammen und stritten sich zornig. Jeder von ihnen behauptete: Meine Religion ist die beste, mein Gott ist allein der wahre Gott.
Da ging ein alter, sehr weiser Mann dazwischen und sprach davon, wie unterschiedlich die Menschen über die Sonne denken.
Ein Mensch sagt: Die Sonne geht jeden Abend hinter den Bergen meiner Insel zur Ruhe. So ist das und nicht anders. Dieser ist nie von seiner Insel heruntergekommen.
Ein anderer sagt: Die Sonne geht im Meer auf und im Meer wieder unter. So ist das und nicht anders. Dieser Mensch ist über die Meere gefahren.
Ein dritter sagt: Die Sonne kreist nicht um die Erde, sondern die Erde kreist um die Sonne. Dieser Mensch kennt die Lehre von den Gestirnen.
Deshalb sagt jeder etwas anderes, je nachdem, wie viel er weiß.
Der alte, weise Mann sprach nun weiter: Ebenso ist es mit Gott und den Menschen. Der eine weiß wenig von ihm, er denkt nicht viel nach. Für ihn bedeutet Gott wenig. Ein anderer weiß mehr von Gott. Er denkt viel über Gott nach. Für ihn ist Gott erhaben und groß. Für den aber, der am meisten von Gott weiß und der am tiefsten über ihn nachdenkt, ist Gott unendlich erhaben, voller Gnade und Barmherzigkeit zu den Menschen.
Überall auf Erden ist die Gnade Gottes zu finden, seine Liebe und seine Barmherzigkeit. Jeder Mensch auf dieser Welt kann diesen Gott finden, ganz gleich, wie er ihn nennt, ganz gleich, zu welcher Religion er gehört.
Nach diesen Worten schwiegen die Streitenden still, und keiner sagte mehr: Mein Gott ist allein der wahre Gott.
Dies ist meine Anregung für den Monat April. Möge er uns weise stimmen und uns großzügig andere Sichtweisen entdecken lassen. Viel Freude damit und eine gute Zeit wünscht
Katrin Bamberg